Welches Mikrofon ist am besten für Aufnahmen in stark reflektierenden Räumen?

Du kennst das Problem: Du nimmst Sprache oder ein Instrument in einem Raum auf und es klingt dünn, offen oder einfach nicht klar. Oft sind es Räume mit harten Wänden, glatten Böden oder vielen Fenstern. Diese Flächen erzeugen starke Reflexionen. Die Folge ist hörbarer Hall. Töne überlagern sich. Transiente Anteile verwaschen. Bei lauten Quellen kann es zu Feedback kommen. Stimmen verlieren an Präsenz. Instrumente klingen fremd verfärbt. Das macht Nachbearbeitung schwieriger und erhöht den Aufwand beim Mischen.

In diesem Artikel zeige ich dir, worauf es bei der Mikrofonwahl in stark reflektierenden Räumen wirklich ankommt. Du erfährst, welche Mikrofonarten typischerweise besser mit Reflexionen zurechtkommen. Ich erkläre, wie Richtcharakteristik, Nahbesprechungseffekt und Mikrofonposition Einfluss auf Verständlichkeit und Klang haben. Zudem gibt es praktische Tipps zur Aufstellung, zu einfachen Raummitteln und zu sinnvollem Zubehör wie Schildern oder Reflexionsfiltern.

Am Ende weißt du, wie du mit wenigen Maßnahmen deutlich sauberere Aufnahmen erzielst. Du kannst gezielter investieren. Du vermeidest typische Fehler bei Mikrofonwahl und Positionierung. Im nächsten Abschnitt schauen wir uns zuerst die wichtigsten Probleme im Detail an und dann die Mikrofontypen, die in halligen Umgebungen am besten funktionieren.

Mikrofone für stark reflektierende Räume

Bei Aufnahmen in halligen Räumen entscheiden mehrere Kriterien über das Ergebnis. Wichtig sind die Richtcharakteristik. Sie bestimmt, wie stark das Mikrofon seitliche und rückwärtige Schallquellen unterdrückt. Entscheidend ist auch der Unterschied zwischen dynamischen und Kondensatormikrofonen. Dynamische Mikrofone sind oft robuster und weniger empfindlich für Raumgeräusche. Kondensatormikrofone liefern mehr Detail. Sie nehmen aber auch mehr Raumanteile auf. Weitere Punkte sind der Nahbesprechungseffekt. Nahaufnahme kann Stimme mehr Präsenz geben. Grundsätzlich steigt bei geringer Entfernung der Bassanteil. Auch Grenzflächenmikrofone funktionieren anders. Sie nutzen Reflexionen an einer Fläche zur Pegelsteigerung. Schließlich spielt die Empfindlichkeit eine Rolle. Hohe Empfindlichkeit bedeutet mehr Rauminformation. Niedrige Empfindlichkeit macht das Signal sauberer bei lauten Quellen.

Modell / Typ Richtcharakteristik Typische Einsatzsituation Vor- und Nachteile in reflektierenden Räumen Praktische Empfehlung
Shure SM58 Cardioid Live-Gesang, Podium, einfache Sprachaufnahmen + Gute rückseitige Unterdrückung.
+ Robuste Bauweise und niedrige Empfindlichkeit.
– Weniger Detail im Hochton. Kann in großen Räumen noch Resthall aufnehmen.
Sehr gut für Näheaufnahme. Mikrofondirekt vor die Quelle. Abstand 3–10 cm für Stimme.
Shure SM7B Breit cardioid Podcast, Broadcast, Gesang im Studio + Sehr gute Ablehnung von Raumanteilen bei Nahaufnahme.
+ Tiefe und warme Stimme dank Näheffekt.
– Braucht viel Gain. Interface oder Vorverstärker muss stark genug sein.
Top-Wahl für Sprache in halligen Räumen. Immer nah aufnehmen. Gute Vorverstärkung verwenden.
Rode NT1‑A Niere (Kondensator) Studio-Gesang, akustische Instrumente + Sehr detailliert. Geringes Eigenrauschen.
– Hohe Empfindlichkeit. Nimmt Raum stark mit. Hall wird betont.
Wenn möglich mit Bedämpfung einsetzen. Für nahe akustische Aufnahmen gut, sonst vorsichtig verwenden.
AKG C414 (Multi‑pattern) Schaltbare Muster: Niere, Hyperniere, Kugel, Acht Studioaufnahmen mit hoher Flexibilität + Musterwahl erlaubt Anpassung an Raum. Hyperniere reduziert seitliche Reflexionen.
– Kondensatorempfindlichkeit bedeutet auch Raumanteile. Richtige Einstellung nötig.
Nutze Hyperniere oder enge Niere. Abstand und Abschirmung beachten. Sehr flexibel für Heimstudio.
Crown PZM‑30D (Grenzflächen) Hemisphere / Grenzfläche Konferenzen, Aufnahmen an Wänden oder Böden + Nutzt Reflektion an der Fläche zur Pegelverstärkung. Reduziert Phase zwischen direktem Schall und Reflexionen bei richtiger Position.
– Klang kann flach wirken. Nicht ideal für feine Details von Gesang.
Gut, wenn du nahe an eine Wand aufnehmen kannst. Sinnvoll für Gruppenaufnahmen oder Sprachaufnahmen auf Tischen.

Zusammenfassend gilt: Für stark reflexive Räume sind dynamische Mikrofone mit enger Richtwirkung oft die praktischste Wahl. Sie nehmen weniger Raumanteil und liefern direktere Stimmen. Wenn du Kondensatoren verwendest, kontrolliere die Entfernung und nutze enge Richtcharakteristika. Grenzflächenmikrofone helfen an Wand oder Tisch und sind eine gute Alternative für Gruppen oder Konferenzen. Im nächsten Abschnitt zeige ich dir konkrete Aufstellungs- und Zubehörtipps, mit denen du den Raumklang weiter minimierst.

Akustische Grundlagen für Aufnahmen in stark reflektierenden Räumen

Bevor du Mikrofone vergleichst, hilft es, die wichtigsten akustischen Begriffe zu kennen. Sie erklären, warum derselbe Gesang in verschiedenen Räumen so unterschiedlich klingt. Dieses Wissen zeigt dir auch, welche Maßnahmen wirklich helfen.

Schallreflexionen

Schall trifft auf harte Flächen wie Wände, Fenster oder Möbel und wird zurückgeworfen. Diese Rückwürfe nennt man Reflexionen. Sie kommen zusätzlich zum direkten Schall von Stimme oder Instrument. Reflexionen können den Ton aufdicken. Sie können aber auch Maskierungen und Unklarheit erzeugen.

Nachhallzeit RT60

RT60 ist die Zeit, die ein Ton braucht, um um 60 dB abzufallen. Eine lange RT60 bedeutet viel Hall. In einem Badezimmer mit Fliesen ist RT60 oft lang genug, um Stimmen matschig zu machen. In einem kleinen, stark absorbierten Raum ist RT60 kurz und die Aufnahme klingt direkter.

Frühe Reflexionen vs. Diffusion

Frühe Reflexionen treffen kurz nach dem Direktschall ein. Sie verändern die Wahrnehmung von Klarheit und Ortung. Kommen viele frühe, starke Reflexionen, leidet die Verständlichkeit. Diffusion bezeichnet eine Zerstreuung von Schall in viele Richtungen. Gute Diffusion verteilt Reflexionen gleichmäßiger. Das klingt natürlicher als einzelne harte Echos.

Direktschall vs. Raumanteil

Direktschall ist die Schallenergie, die direkt von Quelle zum Mikrofon gelangt. Der Raumanteil sind alle Reflexionen. Für Verständlichkeit und Punch willst du einen hohen Direktschallanteil. Je weiter das Mikrofon von der Quelle entfernt ist, desto größer wird der Raumanteil.

Einfluss der Richtcharakteristik

Omnidirektionale Mikrofone nehmen Schall aus allen Richtungen gleich stark auf. Sie erfassen viel Raum. Niere oder Superniere nehmen bevorzugt vorne auf. Sie reduzieren Raumanteile. Achtform nimmt auch rückwärtige Reflexionen auf. Richtcharakteristiken beeinflussen also direkt, wie stark der Raum mitaufgenommen wird.

Nahbesprechungseffekt und SNR

Der Näheffekt ist ein Bassanstieg bei direktionalen Mikrofonen, wenn du sehr nah am Mund bist. Er kann Stimmen wärmer machen. Aber zu nah klingt unnatürlich. SNR steht für Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis. Mehr Direktschall bedeutet höhere SNR. Ein nahes Mikrofon und eine enge Richtcharakteristik erhöhen die SNR. Dadurch überdecken die Stimme und das Instrument unerwünschten Raumklang besser.

Praxisbeispiele: Eine Stimme im leeren Wohnzimmer klingt oft diffus und schwer verständlich. Ein dynamisches Niere‑Mikrofon wenige Zentimeter vor dem Mund reduziert den Raumanteil. Ein Kondensator in der Raummitte betont den Hall und macht Feininformation hörbar. Mit diesem Hintergrundwissen verstehst du, warum Mikrofonwahl, Abstand und Muster zusammen das Ergebnis bestimmen.

Welche Mikrofone passen zu deiner Situation?

Die richtige Wahl hängt stark von deinem Nutzungsfall ab. Unterschiedliche Anwender haben verschiedene Probleme in stark reflektierenden Räumen. Im Folgenden findest du gezielte Empfehlungen für typische Gruppen. Ich nenne Probleme, passende Mikrofontypen und Budgetoptionen. Dazu kommen einfache Raum-Workarounds, die oft viel bewirken.

Podcaster und Streamer

Typische Probleme: starke Reflexionen machen Sprache unklar. Hintergrundgeräusche und Rückkopplung sind ein Thema. Für dich eignen sich dynamische Nieren-Mikrofone. Sie nehmen weniger Raumanteil auf und liefern direkte Sprache.

Low: Audio-Technica ATR2100x-USB oder Rode PodMic. Beide sind günstig und robust.

Medium: Shure SM7B. Sehr beliebt für Stimme. Beachte: Es braucht viel Gain. Nutze einen guten Vorverstärker oder einen Cloudlifter.

Pro: Electro-Voice RE20. Broadcast‑Standard. Gute Unterdrückung von Raumanteilen.

Workarounds: Stell dich nah ans Mikrofon. Nutze einen Reflexionsfilter wie sE Reflexion Filter oder Aston Halo. Hänge eine Decke hinter dem Setup. Kleine Maßnahmen senken den Raumanteil stark.

Singer-Songwriter und Home-Recording

Typische Probleme: Gesang klingt verfärbt oder matschig. Akustik von Gitarren wird schwammig. Für Aufnahmen im Heimplatz sind zwei Strategien sinnvoll. Entweder nahe Mikrofonierung mit dynamischen Nieren. Oder gezielte Kondensatoraufnahmen bei besserer Raumkontrolle.

Low: Shure SM57 für akustische Gitarre und SM58 für Gesang bei Live-Situationen.

Medium: Rode NT1-A für detailreiche Kondensatoraufnahmen. Setze Absorber oder Vorhänge ein, wenn du ihn nutzt.

Pro: AKG C414 oder Neumann U87, wenn du Raum akustisch behandeln kannst. Sonst klingt das zu hallig.

Workarounds: Nutze Teppiche und Vorhänge. Positioniere Couch oder Bücherregal hinter der Sängerin. Bau ein einfaches Gobo aus Schaumstoffplatten.

Live-Beschallung in Hallen

Typische Probleme: Rückkopplung und starke Raumanregung. Hier zählen Robustheit und Rückwärtsdämpfung.

Empfehlung: Handmikrofone wie Shure SM58 oder Sennheiser e835. Für Drum-Overheads und Instruments gibt es dynamische Clips und Richtkondensatoren mit guter Rückwärtsdämpfung.

Profi-Tipp: Nutze Monitor-Positionierung und EQ gegen Feedback. Akustische Maßnahmen im Raum sind oft nicht möglich. Dann ist Mikrofonwahl und korrektes Gain‑Staging entscheidend.

Videoproduzenten und Voiceover

Typische Probleme: Nahaufnahmen mit Kamera zeigen Raumanteile deutlich. Shotgun-Mikrofone helfen bei Außen und on-location. Für Studio-Voiceover sind Kondensatoren üblich, wenn du den Raum kontrollieren kannst.

Low: Rode NTG3 für On‑Camera oder Boom. Guter Kompromiss für Location-Aufnahmen.

Medium: Sennheiser MKH416. Branchenstandard für Film und Reportage. Reduziert seitliche Störungen besser als viele andere Modelle.

Pro: Kondensator in akustisch behandelter Kabine. Neumann U87 für Studio‑Voiceover, wenn Raum gut gedämmt ist.

Workarounds: Nutze mobile Reflexionsboxen oder baue eine kleine Vocal‑Kabine aus Schaumstoffplatten. Sprechposition nahe an Mikrofon verringert Raumanteil.

Genereller Rat für alle Gruppen: Nähe erhöht den Direktschallanteil und verbessert die Verständlichkeit. Enge Richtcharakteristiken reduzieren Raumeinfluss. Wenn du mit Kondensatoren arbeitest, investiere gleichzeitig in einfache akustische Maßnahmen. Kleine Anpassungen beim Abstand und bei der Ausrichtung bringen oft mehr als ein teureres Mikrofon.

Entscheidungshilfe: Welches Mikrofon jetzt auswählen?

Diese kurze Checkliste hilft dir, die Wahl einzugrenzen. Beantworte die Fragen ehrlich. Mache die einfachen Tests. So findest du schnell eine praktikable Lösung für stark reflektierende Räume.

Welche Schallquelle nimmst du auf?

Ist es Sprache, Gesang oder ein Instrument? Sprache profitiert sehr von Nähe und direktionalen Mikrofonen. Akustische Instrumente brauchen oft mehr Detail. Bei Sprache und Podcast ist ein dynamisches Niere‑Mikrofon meist die beste Wahl. Bei Instrumenten oder Studio‑Vocals, wenn du den Raum kontrollieren kannst, lohnt sich ein Kondensatormikrofon.

Praktischer Test: Nimm ein kurzes Sprachstück in 3 Abständen auf. 3 cm, 15 cm, 50 cm. Höre, wie viel Hall dazukommt und wie warm die Stimme wird. Das zeigt dir, ob Nähe hilft.

Wie mobil muss die Lösung sein?

Aufnahmen on location oder mit Kamera brauchen handliche Richtmikrofone oder Shotguns. Für feste Setups im Heimstudio sind stationäre Lösungen mit Reflexionsfilter sinnvoll. Wenn du oft den Ort wechselst, wähle robuste dynamische Mikrofone wie das ATR2100x-USB oder ein SM58. Für stationäres Arbeiten kannst du eher in Kondensator und Raumbehandlung investieren.

Praktischer Test: Mach einen Clap-Test. Klatsche an der Mikrofonposition und an den Raumrändern. Wenn der Nachhall überall stark ist, hilft Mobilität wenig. Dann ist ein nahes, direktionales Mikrofon die bessere Wahl.

Wie stark ist der Raum und welches Budget hast du?

Ist der Raum sehr hallig und du kannst ihn kaum verändern, dann gilt: Mehr Richtwirkung und Nähe. Das reduziert den Raumanteil sofort. Bei knappem Budget ist ein dynamisches Niere-Mikrofon die vernünftigste Kompromisslösung. Mit mehr Budget lohnt sich ein hochwertiges dynamisches Broadcast-Mikrofon oder ein Kondensator plus einfache akustische Maßnahmen.

Unsicherheiten: Richtwirkung reduziert Raumanteile, kann aber den Klang färben. Näheeffekt verstärkt Bass. Wenn du unsicher bist, probiere beide Varianten und vergleiche Aufnahmen. Ein günstiger Reflexionsfilter und Hängevorhänge bringen oft mehr als ein teureres Mikrofon.

Einfacher Praxisablauf zuhause

Führe zuerst den Clap-Test durch. Dann die Nahbesprechungsprobe mit kurzen Sprachaufnahmen. Vergleiche die Spuren im Kopfhörer. Wenn die Stimme klarer und unmittelbarer klingt, ist die Einstellung passend. Notiere, welches Mikrofon und welcher Abstand am besten funktioniert.

Fazit: Ist der Raum stark reflektierend und du kannst ihn nicht verändern? Wähle ein dynamisches Niere‑Mikrofon und arbeite nah an der Quelle. Kannst du den Raum behandeln oder brauchst mehr Detail? Wähle einen Kondensator und investiere zugleich in akustische Maßnahmen.

Typische Anwendungsfälle in stark reflektierenden Räumen

In vielen Situationen hast du keine ideale Akustik zur Verfügung. Trotzdem kannst du mit der richtigen Mikrofonwahl und einfachen Tricks brauchbare Aufnahmen erzielen. Die folgenden Szenarien zeigen typische Probleme und praktikable Lösungen. Sie sind geeignet für Anfänger und Fortgeschrittene.

Podcast im kleinen Flur

Problem: Der Flur erzeugt starken, schnellen Hall. Stimmen klingen hohl und schwer verständlich. Reflexionen von Wänden und Türen kommen früh.

Lösung: Nutze ein dynamisches Niere‑Mikrofon wie das Shure SM7B oder ein günstigeres ATR2100x-USB. Nimm sehr nah auf. Abstand 3 bis 10 cm reduziert Raumanteil deutlich. Richte das Mikrofon zur Stimme und weg von reflektierenden Flächen. Sofortmaßnahmen: Hänge eine Decke über die Aufnahmeposition. Lege Handtücher gegen die Wände. Stelle einen Reflexionsfilter hinter das Mikrofon. Test: Clap-Test an der Position zeigt die Stärke des Nachhalls.

Gesangsaufnahme im Kachelbad

Problem: Kacheln erzeugen lange RT60 und harte Echos. Musik und Sprache werden matschig.

Lösung: Wenn möglich weiche Oberflächen einbringen. Decken, große Handtücher oder ein Teppich helfen sehr. Mikrofontechnisch ist ein dynamisches Niere-Mikrofon wie Shure SM58 gut. Wenn du Kondensator nutzen willst, arbeite extrem nah und dämpfe den Raum stark. Sofortmaßnahme: Hänge einen Duschvorhang oder mehrere Handtücher um den Sänger. Nutze ein kleines Zelt aus Decken. Aufnahme-Tipp: Teste verschiedene Abstände und höre auf das SNR.

Akustische Gitarre in hohem Wohnzimmer

Problem: Hohe Räume geben viel Hall. Die Gitarre verliert Druck und Details.

Lösung: Kombiniere Nahmikrofonierung und Abstandsmikrofon. Ein Kondensator wie Rode NT1-A nahe am 12. Bund liefert Detail. Ein zweites Mikrofon weiter weg fängt Raum ein. Du kannst später mischen. Sofortmaßnahmen: Stelle die Gitarre weg von großen Glasflächen. Lege ein Sofa oder Bücherregale hinter den Musiker. Für Anfänger: Nur das Nahmikrofon nutzen und die Raumspur weglassen.

Interviews in Kirche oder Turnhalle

Problem: Sehr lange Nachhallzeiten. Sprache ist schwer verständlich. Rückkopplung möglich bei PA.

Lösung: Lavaliermikrofone sind praktisch. Sie sitzen nahe an der Stimme und erhöhen SNR. Alternativ ein gerichtetes Handmikrofon wie Sennheiser e835. Bei Live-Situationen nutze In‑Ear-Monitore und achte auf Monitor-Position. Sofortmaßnahmen: Positioniere den Interviewer und das Mikrofon so, dass große Flächen hinter der Quelle stehen. Wenn möglich nimm draußen eine kurze Passage auf oder nutze eine mobile Absorberwand.

Location-Sound in Konferenzraum

Problem: Konferenzräume haben oft Tischreflexionen und spitze frühe Reflexionen. Dialoge klingen flach und hallig.

Lösung: Für Reporter und Videoproduzenten ist ein Shotgun wie Sennheiser MKH416 ideal. Boom-Position nahe an der Quelle reduziert Raumanteil. Alternativ Grenzflächenmikrofone auf dem Tisch sind praktisch für mehrere Sprecher. Sofortmaßnahmen: Dreh den Sprecher leicht zum Raum weg. Lege einen Teppich unter das Setup. Nutze Windschutz und Pop-Schutz bei Nahbesprechung.

Für alle Fälle gilt: Nähe erhöht Direktschall und verbessert Verständlichkeit. Enge Richtcharakteristiken reduzieren Raumanteil. Kleine akustische Eingriffe wie Decken, Bücherregale oder ein Reflexionsfilter bewirken oft mehr als ein teureres Mikrofon. Probiere verschiedene Positionen und mache Vergleichsaufnahmen. Das bringt die beste Entscheidung für deine Situation.

Kauf-Checkliste fürs Mikrofon in reflektierenden Räumen

Diese Liste hilft dir, als Podcaster, Musiker oder Heimstudio-Betreiber die wichtigsten Punkte vor dem Kauf zu prüfen. Gehe jeden Punkt durch und mache die kurzen Tests am Ende.

  • Richtcharakteristik: Wähle vorzugsweise Niere oder Superniere für reflexive Räume, weil sie seitliche und rückwärtige Reflexionen reduzieren. Omnidirektionale Mikrofone nehmen deutlich mehr Raumanteil auf und sind nur bei akustisch kontrollierten Räumen sinnvoll.
  • Empfindlichkeit und Pad: Kondensatormikrofone sind meist empfindlicher und bringen mehr Raumanteil mit. Ein schaltbares Pad hilft bei lauten Quellen, reduziert aber nicht den Raumanteil.
  • Näheffekt: Direktionale Mikros betonen Bass in sehr naher Aufnahme. Teste verschiedene Abstände, um die Balance zwischen Präsenz und Bassanstieg zu finden.
  • Anschlussart: XLR vs. USB: USB ist praktisch und einfach anzuschließen. XLR bietet mehr Flexibilität, bessere Vorverstärkeroptionen und ist in halligen Räumen oft die robustere Wahl.
  • Zubehör: Reflexionsfilter, Popschutz, Shockmount und ein stabiler Ständer verändern den Klang stark. Plane Budget für sinnvolles Zubehör ein, denn es wirkt oft direkter als ein teureres Mikrofon.
  • Budget und Vorverstärker: Günstige dynamische Mikrofone sind oft die beste Lösung in halligen Umgebungen. Wenn du ein hochwertiges dynamisches Modell oder einen Kondensator kaufst, prüfe, ob dein Interface genug Gain oder Phantomspannung liefert.
  • Raum-Workarounds und Tests vor dem Kauf: Mach den Clap-Test und kurze Testaufnahmen in deiner Aufnahmeposition. Probier unterschiedliche Abstände und Winkel. Kaufe bevorzugt bei Händlern mit großzügiger Rückgabe- oder Probezeit, damit du das Mikrofon zuhause in deinem Raum testen kannst.

Häufige Fragen

Ist ein dynamisches Mikrofon besser als ein Kondensator im Hall?

Ein dynamisches Mikrofon nimmt in der Regel weniger Raumanteil auf. Es ist daher oft die bessere Wahl in stark reflektierenden Räumen. Kondensatormikrofone liefern mehr Detail, sie machen den Hall aber auch deutlicher hörbar. Wenn du Kondensatoren nutzt, achte auf enge Richtcharakteristiken und Nähe zur Schallquelle.

Hilft ein Shotgun-Mikrofon gegen Raumhall?

Shotgun-Mikrofone sind gut, um seitliche Störgeräusche zu reduzieren, vor allem draußen oder in weniger diffusen Räumen. In sehr halligen Innenräumen sind Reflexionen aus vielen Richtungen dominant. Dann bietet ein Shotgun keinen vollständigen Ersatz für Nähe oder akustische Maßnahmen. Für Location‑Aufnahmen kann ein Shotgun aber trotzdem nützlich sein, wenn du ihn nah und direkt auf die Quelle richtest.

Welche Rolle spielt die Aufstellung des Mikrofons?

Die Aufstellung ist oft wichtiger als das Mikrofonmodell. Nähe erhöht den Direktschallanteil und verbessert die Verständlichkeit. Der Winkel beeinflusst frühe Reflexionen, richte das Mikrofon also so, dass harte Flächen außerhalb der Hauptaufnahmerichtung liegen. Testaufnahmen mit unterschiedlichen Abständen zeigen schnell, welche Position am besten klingt.

Reichen Maßnahmen wie Handtuch oder Decken gegen Hall?

Ein Handtuch oder eine Decke können überraschend viel bringen und sind eine schnelle Lösung. Sie dämpfen frühe Reflexionen und verkürzen die Nachhallzeit lokal. Für dauerhafte Qualitätsverbesserung sind aber gezielte Absorber und Diffusoren besser. Nutze Decken als Soforthilfe und plane bei Bedarf langfristige Maßnahmen.

Gibt es günstige Mikrofone, die sich gut eignen?

Ja, es gibt preiswerte Modelle, die in halligen Räumen gut funktionieren. Dynamische USB/XLR-Kombinationen wie das ATR2100x-USB sind beliebt für Einsteiger. Auch einfache Handmikrofone wie das Shure SM58 liefern robuste Ergebnisse. Achte auf Rückgabemöglichkeiten, damit du das Mikrofon in deinem Raum testen kannst.